Lange Zeit war der Zentrumsbereich entlang der Karl-Marx-Straße wie andere innerstädtische Einzelhandelsstandorte in Berlin von einem Abwärtstrend mit Leerstand und Investitionsstau negativ geprägt. Mit dem Städtebauförderungsprogramm „Lebendige Zentren und Quartiere“ wird der Bezirk Neukölln seit 2011 bei der Zentrenentwicklung und für Maßnahmen zur Attraktivitätsteigerung unterstützt. Ein wesentliches Projekt war die umfassende Erneuerung der Karl-Marx-Straße. Am 26. September 2025 wurde die sanierte Karl-Marx-Straße offiziell übergeben.
Ihren Namen erhielt die historische Chaussee, die vom Kottbusser Tor in Berlin durch den Bezirk Neukölln weiter nach Brandenburg führt, am 31. Juli 1947 nach dem Philosophen und Wirtschaftstheoretiker Karl Marx. Sie ist neben der Hermannstraße und der Sonnenallee eine der wichtigen Nord-Süd-Verbindungen des Straßen-Verkehrsnetzes in Neukölln. Mit der Inbetriebnahme der A 113 im Mai 2008 wurde die Karl-Marx-Straße als Teil der Bundesstraße 179 entwidmet.
Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße / Sonnenallee
Neben der verkehrlichen Bedeutung hat die Karl-Marx-Straße auch großes Renomee als eines der Hauptzentren Berlins. Wie andere innerstädtische Zentrumsbereiche der Bundeshauptstadt war die Karl-Marx-Straße allerdings in den 1990er und 2000er Jahren vom Standortwettbewerb durch neue Einkaufszentren sowie den resultierenden Leerständen und dem Bedeutungsverlust betroffen. Neben dem problematischen Wandel des Einzelhandelsstandorts galt das Stadtgebiet Nord-Neukölln längere Zeit auch als Stadtteil mit signifikanten sozio-ökonomischen Problemlagen der Bevölkerung.
Der öffentliche Straßenraum der Karl-Marx-Straße war als Bundesstraße mit teilweise zwei Richtungsfahrstreifen maßgeblich durch den motorisierten Individualverkehr geprägt. Die Aufenthaltsqualität war durch den starken PKW- und LKW-Verkehr eingeschränkt. Fußgänger und Radfahrer mussten sich dem Fahrzeugverkehr unterordnen. Es gab zu wenige Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und keine Radwege oder Schutzstreifen für Fahrradfahrer.
Die Mitte der 2000er Jahre gestarteten Vorbereitenden Untersuchungen nach § 140 BauGB bereiteten einen städtebaulichen Entwicklungsprozess vor, dem mit der förmlichen Festsetzung des Sanierungsgebiets „Karl-Marx-Straße / Sonnenallee“ der rechtliche Rahmen und mit der Aufnahme in das Bund-Länder-Programm „Lebendige Zentren“ die Unterstützung durch Städtebauförderungsmittel folgte.
Erneuerung und Umbau der Karl-Marx-Straße
Eine der wichtigsten Maßnahmen im Sanierungsprozess war der Umbau der Karl-Marx-Straße. In mehren Abschnitten wurde die Straße auf 2,8 Kilometer Länge grundhaft saniert. Der Straßenquerschnitt wurde bedarfsgerecht angepasst, um bessere Bedingungen für alle Verkehrsteilnehmer zu erreichen und insbesondere die Sicherheit für Fußgänger und Fahrradfahrende zu verbessern. Mit der Reduzierung auf einen Fahrstreifen je Richtung wurde Platz für Radfahrer und breite Gewege und damit eine verbesserte Aufenthaltsqualität geschaffen. Dabei wurden auch Lieferzonen für den Einzelhandel berücksichtigt. Im Zuge der Erneuerung der Straße wurden nahezu alle Leitungen und die Tunneldecke der unter der Fahrbahn liegenden U-Bahn-Linie U7 saniert.
Sämtliche Bauarbeiten erfolgten von Anfang an bei laufendem Betrieb von U-Bahn, Straße und Gehwegen, um einen Verkehrskollaps zu vermeiden. Für die abschnittsweise Durchführung der Baumaßnahmen waren regelmäßig Veränderungen der Baustelle und der Verkehrsführung einschließlich dafür erforderlicher Anpassungen an den Lichtsignalanlagen erforderlich, was die Bauzeit deutlich verlängerte.
Nach insgesamt 15 Jahren Bauzeit wurden die Bauarbeiten an der Karl-Marx-Straße in Berlin-Neukölln nun fertiggestellt. Damit endet eine der umfassendsten Berliner Verkehrsbaustellen. Stephan Machulik (Staatssekretär für Wohnen und Mieterschutz in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen), Martin Hikel (Bezirksbürgermeister von Neukölln) und Jochen Biedermann (Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr) eröffneten die neue Karl-Marx-Straße am 26. Septmber 2025 mit einem kleinen Festakt auf dem Rathaus-Vorplatz und einem Eröffnungsfest auf dem Alfred-Scholz-Platz.
Nachbarn und Besucher sowie Einzelhändler und Kunden können sich nun über eine frisch asphaltiere Straße mit erneuerten Gehwegen und neu angelegten Radstreifen freuen, die den Verkehr für alle Verkehrsteilnehmer deutlich angenehmer und sicherer gestalten. Die Reduzierung der Fahrbahnen auf eine Spur pro Richtung und die Neuordnung der Stellplätze im Straßenraum ermöglichten die Anlage von Radstreifen und die Verbreiterung der Gehwege. Wo möglich, wurden Bäume gepflanzt. Die Beleuchtung wurde erneuert und Bordsteine wurden abgesenkt. Taktile Platten verbessern die Benutzbarkeit des Straßenraums für Menschen mit Handicap. Platzartige Bereiche wurden neu angelegt, sodass sich gastronomische Angebote im Straßenraum etablieren können und sich die Aufenthalts- und Erlebnisqualität verbessert.
Die drei Bauabschnitte der Karl-Marx-Straße von der Jonasstraße bis zur Weichselstraße (Umbau von 2014 bis 2025) wurden mit Mitteln der Städtebauförderung in Höhe von 19,8 Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Programm „Lebendige Zentren und Quartiere“ finanziert. Diese Abschnitte schließen im Süden an den bereits 2010 bis 2012 im Programm „Stadtumbau West“ realisierten Bauabschnitt von der Silberstein- bis zur Jonasstraße an.
Die BSG begleitet die im Programm „Lebendige Zentren und Quartiere“ geförderte Gesamtmaßnahme als Sanierungsbeauftragte des Landes Berlin. Das BSG Team koordiniert die Projekte zur Stärkung der Zentrumsfunktion, den Umbau des öffentlichen Raums, die Verbesserung der sozialen Infrastruktur sowie die Stärkung des Wohnstandorts. Die Aufgaben umfassen unter anderem die Koordination und Moderation von Planungsverfahren mit vielen unterschiedlichen Beteiligten, die fördertechnische Projektsteuerung, das Fördermittel-Controlling und die Abrechnung der Sanierung sowie die Mitwirkung bei der Öffentlichkeitsarbeit und die Berichterstattung. Dank gilt allen aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern der BSG, den Vertretern der Auftraggebenden aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen und dem Bezirksamt Neukölln sowie allen Partnern der [Aktion! Karl-Marx-Straße] und den vielen weiteren Beteiligten für die gute Zusammenarbeit.
Weitere Informationen: Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße / Sonnenallee










