Nach nur zwei Jahren Bauzeit erstrahlt im Stadtzentrum von Seelow das architektonisch wertvolle Kaufhausgebäude aus der Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg in neuer Schönheit. Zur Einweihung war die zuständige Bauministerin, Frau Kathrin Schneider, am 11.01.2019 nach Seelow gekommen und sichtlich von Bauwerk und der Begeisterung zahlreicher Bürger Seelows und der Oderlandregion beeindruckt.
Das „Kaufhaus des Friedens“ im Herzen der Stadt Seelow war nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs errichtet und 1959 eröffnet worden. Zuvor stand an dieser Stelle über 100 Jahre das traditionsreiche Gasthaus „Zur goldenen Kugel“. Auch über den politischen Umbruch 1990 hinaus wurde des Kaufhaus bis 2008 für den Einzelhandel genutzt. 50 Jahre war es an der Kreuzung Küstriner Straße / Ernst-Thälmann-Straße wesentlicher Anziehungspunkt im Stadtzentrum der Kreisstadt. Mit dem fortschreitetenden Strukturwandel im Einzelhandel stand das Kaufhaus anschließend allerdings jahrelang ohne Nutzungsperspektive leer. Verschiedene Initiativen der Stadt, den privaten Eigentümer oder Investoren für eine Entwicklung des ehemaligen Kaufhauses zu motivieren, schlugen vor dem Hintergrund des Bauzustands und der erforderlichen Investitionssumme fehl.
Der langjährige Leerstand an prominentester Stelle des Mittelzentrums in der Oderlandregion strahlte auch negativ auf das Umfeld aus. Bereits im Herbst 2015 war die Stadt Seelow in das Bund-Länder-Programm „Aktive Stadtzentren“ aufgenommen worden. Da neben dem Kaufhaus selbst auch im Umfeld größerer städtebaulicher Handlungs- und Investitionsbedarf besteht, führte die BSG auf Empfehlung des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) und im Auftrag der Stadt vorbereitende Untersuchungen nach dem Baugesetzbuch durch. Im Dezember 2016 wurde die Sanierungssatzung für die Gesamtmaßnahme „Stadtmitte Seelow Nordost“ durch die Stadtverordneten beschlossen.
In Bezug auf die Belebung und Attraktivitätssteigerung des Stadtzentrums hatte die Stadt Seelow mit dem Ankauf des Kaufhausgrundstücks das Heft des Handelns übernommen. Für die Durchführung der Sanierung und die Vermietung bzw. Verwaltung wurde das Objekt an die kommunale Wohnungsbaugesellschaft SEWOBA GmbH übertragen.
Im Vorfeld der Realisierung fanden umfangreiche Abstimmungen mit dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung, dem Landesamt für Bauen und Verkehr, dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum und weiteren Behörden statt.
Aufgrund des langjährigen Leerstands, der konstruktiven Merkmale als Kaufhaus und der Besonderheiten der Denkmaleigenschaft war ein intensiver Planungs- und Abstimmungsprozess erforderlich. Die BSG unterstützte das Bauvorhaben mit der Beratung der Stadtverwaltung und der SEWOBA hinsichtlich Planung, Entwurf und Baukosten sowie der Gesamtwirtschaftlichkeit des Vorhabens. Als Beauftragte der Stadt Seelow unterstützte die BSG die Kommune bei der der Einwerbung von Fördermitteln und der baufachlichen Prüfung.
- Im Kaufhaus entstanden zwölf generationengerechte Wohnungen mit einer Wohnfläche von insgesamt 780 qm. Mehr als zwei Drittel der Wohnungen haben eine Mietpreisbindung.
- Im Erdgeschoss und im Kopfbau zur Küstriner Straße 5 sind unter anderem die Sparkasse und Arztpraxen eingezogen, die Gewerbefläche beträgt insgesamt 1.060 qm.
Insgesamt beliefen sich die Baukosten für die denkmalgerechte und barrierefreie Sanierung des „Alten Kaufhauses Seelow“ – der Name wurde in einer öffentlichen Abstimmmung durch die Bürger gekürt – auf 5,3 Mio Euro. Die SEWOBA als Bauherr erhielt von der ILB im Rahmen der Wohnraumförderung ein zinsgünstiges Darlehen von 932.000 Euro. Der Zuschuss im Rahmen der Städtebauförderung beträgt 1,638 Mio Euro.
Der Bürgermeister der Stadt Seelow, Herr Jörg Schröder, der Geschäftsführer der SEWOBA, Herr Hans Peter Thierfeld, der Landrat des Landkreises Märkisch-Oderland, Herr Gernot Schmidt, und die Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung, Frau Kathrin Schneider, sowie Herr Ralf Meyer vom betreuenden Planungsbüro pro3 würdigten in ihren Ansprachen zur Eröffnung das Gemeinschaftswerk. Brandenburgs Infrastrukturministerin Frau Kathrin Schneider sparte dabei nicht mit Lob: „Hier ist stadtbildprägende Bausubstanz erhalten worden, hier kommt alles zusammen: Wohnen, Soziales und Daseinsvorsorge.“ Das Projekt mache Mut und habe Vorbildcharakter, Schwieriges gemeinsam auf den Weg zu bringen, die Innenstädte zu beleben und ihnen wieder Identität zu geben (siehe auch Pressemitteilung des MIL: Wohnen statt einkaufen – 12 neue Wohnungen im alten Seelower Kaufhaus).
Die außergewöhnlich große Aufmerksamkeit, die das Projekt in der Öffentlichkeit erfuhr, spiegelt sich in der Berichterstattung unter anderem in der Märkische Oderzeitung und im Rundfunk-Berlin-Brandenburg.